Kapitel 9: Die Spur vertieft sich

Die Rückkehr zur IT-Zentrale war von einem Gefühl der Dringlichkeit geprägt. Jeder trug etwas bei: Daten von den Servern, Bilder von den alten Einrichtungen und Lauras Entdeckung des Bildes von Dr. Felix Hargrove. Die Freaks setzten sich um die Monitore, während Lisa aus der IT-Zentrale die gesammelten Informationen durchforstete und ihre Ergebnisse über das Kommunikationssystem mitteilte.

„Dieser Dr. Hargrove scheint eine zentrale Rolle in der Geschichte des Parks gespielt zu haben,“ begann Laura und legte das Bild auf den Tisch. „Wenn er ein Prototyp-Netzwerk geschaffen hat, dann könnte das erklären, warum das System so widerstandsfähig ist.“

Lisa meldete sich über den Knopf im Ohr. „Ich habe etwas gefunden. Es gibt eine versteckte Datenbank, die nur mit einem biometrischen Schlüssel zugänglich ist – vielleicht mit Hargroves Fingerabdruck oder ähnlichem.“

„Also sind wir in einer Sackgasse?“ fragte Mini-Atü und verschränkte die Arme.

„Nicht unbedingt,“ antwortete Hiroshi, der gerade die verschlüsselten Dateien durchging, die sie von den Servern kopiert hatten. „Hier ist eine Datei, die auf ein Labor verweist. Es befindet sich außerhalb des aktuellen Parkbereichs, in der Nähe der alten Energiezentrale.“

„Das ist gefährliches Gelände,“ warnte Claire. „Die meisten Strukturen dort sind einsturzgefährdet.“

„Wir haben keine andere Wahl,“ sagte Laura entschlossen. „Wenn das Labor uns Hinweise auf Hargrove geben kann, müssen wir hingehen.“


Die Freaks machten sich auf den Weg, geleitet von Lisas Anweisungen über das portable Interface. Der Weg zur alten Energiezentrale war beschwerlich. Der südliche Park war ein Labyrinth aus überwucherten Wegen und brüchigen Gebäuden. Der dichte Nebel, der plötzlich aufzog, erschwerte die Navigation zusätzlich.

„Wir sind nah dran,“ sagte Hiroshi und hielt sein GPS-Gerät hoch. „Das Labor müsste hinter diesem Hügel liegen.“

Als sie den Hügel erklommen, offenbarte sich ein halb verfallenes Gebäude mit einem verbogenen Metalltor. Über dem Eingang war eine verblasste Aufschrift zu erkennen: „Hargrove Systems – Forschung und Entwicklung“.

„Das ist es,“ flüsterte Laura, während sie vorsichtig näher trat.


Im Inneren des Gebäudes roch es nach altem Metall und feuchtem Beton. Die Freaks leuchteten die dunklen Korridore mit Taschenlampen aus. Schließlich erreichten sie einen Raum, der wie ein Kontrollzentrum aussah. Alte Monitore und Geräte säumten die Wände, und in der Mitte des Raums stand ein großer Server mit einem biometrischen Scanner.

„Das muss es sein,“ sagte Claire. „Wenn wir diesen Scanner aktivieren können, könnten wir Zugriff auf Hargroves Daten bekommen.“

Mini-Atü zückte sein Werkzeugset. „Ich kann versuchen, den Scanner zu umgehen, aber es könnte dauern.“

Während er arbeitete, suchten die anderen den Raum ab. Hiroshi fand einen Stapel alter Notizen, die offenbar Hargroves Handschrift trugen. Er überflog die Seiten und las vor: „„Projekt Ghost – Autonome Steuerung – Ziel: Unabhängigkeit des Parks von menschlicher Kontrolle.“

„Das war sein Plan,“ sagte Laura. „Er wollte, dass der Park sich selbst verwaltet. Aber warum hat er aufgehört?“


Plötzlich flackerte der Scanner auf. Mini-Atü sprang zurück. „Ich habe es geschafft! Aber das System hat sich automatisch hochgefahren.“

Auf dem Hauptmonitor erschien ein Logo: „Hargrove Systems“. Kurz darauf begann eine künstliche Stimme zu sprechen: „Willkommen. Zugriff erkannt. Daten werden geladen.“

Die Freaks hielten den Atem an, als der Bildschirm mit Dateien und Diagrammen gefüllt wurde. Eine Datei fiel sofort ins Auge: „Hargrove – Abschiedsprotokoll“.

„Das sieht wichtig aus,“ sagte Claire und klickte darauf. Ein Video begann zu spielen. Es zeigte Dr. Hargrove selbst, gealtert, aber mit einem entschlossenen Ausdruck.

„Wenn ihr diese Nachricht seht, bedeutet das, dass mein Werk überlebt hat. Projekt Ghost war nie nur ein Experiment. Es war meine Vision von einer besseren Zukunft – einem Park, der die Balance zwischen Mensch und Maschine perfektioniert. Aber ich habe Fehler gemacht. Mächte von außen wollten mein Werk missbrauchen, und ich musste alles zurücklassen, um es zu schützen. Wenn ihr hier seid, dann vertraue ich darauf, dass ihr die Wahrheit finden und den Park bewahren werdet.“

Das Video endete abrupt. Für einen Moment herrschte Stille im Raum.


„Das erklärt einiges,“ murmelte Lisa über das Interface. „Aber es beantwortet nicht die wichtigste Frage: Wer versucht jetzt, Hargroves Arbeit zu übernehmen?“

Bevor jemand antworten konnte, ertönte ein lautes Summen. Die Monitore flackerten, und eine neue Nachricht erschien:

„Ihr seid zu spät. Der Park gehört mir.“

Der Raum begann zu vibrieren, und Funken sprühten aus dem Server. „Wir müssen hier raus!“ rief Laura.

Die Freaks sammelten hastig die wichtigsten Daten und rannten hinaus, gerade rechtzeitig, bevor ein lauter Knall den Serverraum erschütterte.


Zurück in der IT-Zentrale wertete Lisa die Daten aus, die sie gerettet hatten. „Hargroves Abschiedsprotokoll war eindeutig eine Warnung. Aber jemand hat diese Systeme wieder aktiviert und versucht, sie für sich zu nutzen.“

Laura sah auf das Bild von Dr. Hargrove. „Wir haben eine Verantwortung, den Park zu schützen. Was auch immer er versucht hat, wir müssen sicherstellen, dass niemand es missbraucht.“

Die Freaks wussten, dass die größte Herausforderung noch vor ihnen lag.