Kapitel 10: Der erste Erfolg

Die Wochen nach dem Hackathon vergingen schnell. Die Vorlesungen und Projekte forderten Sonja und Erik, doch sie bemerkten, dass sie sich allmählich besser zurechtfanden. Trotz der Herausforderungen begannen sie, in ihrem neuen Umfeld aufzufallen.

Eines Tages, nach einer intensiven Vorlesung über maschinelles Lernen, wurde Sonja von ihrem Professor, Dr. Bennett, angesprochen. Der Mann mit den grauen Haaren und der ruhigen Stimme war bekannt für seine anspruchsvollen Forschungsprojekte.

„Sonja, hast du einen Moment?“ fragte er, als die anderen Studierenden den Raum verließen.

„Ja, natürlich,“ antwortete Sonja, neugierig, was er wollte.

„Ihre Arbeit beim Hackathon hat Eindruck gemacht. Ihre analytische Herangehensweise und Ihr kreatives Design sind bemerkenswert. Ich leite ein Forschungsprojekt über benutzerfreundliche KI-Systeme, und ich denke, Sie wären eine große Bereicherung für unser Team. Haben Sie Interesse?“

Sonja war sprachlos. Sie hatte nicht erwartet, dass ihre Arbeit so viel Aufmerksamkeit erregen würde. „Das wäre eine unglaubliche Gelegenheit. Ich würde sehr gern mitmachen,“ antwortete sie, und ein Hauch von Stolz schwang in ihrer Stimme mit.


Währenddessen erlebte Erik eine ähnliche Wendung. Nach dem Hackathon hatte ein Mitglied der Jury, das für ein Start-up arbeitete, Erik kontaktiert. An einem Freitagabend fand er sich in einem modernen Büro mit offenen Räumen und einem Tischkicker wieder. Er war eingeladen worden, über ein Praktikum zu sprechen.

„Erik, wir waren beeindruckt von Ihrer technischen Expertise und Ihrer ruhigen Problemlösung unter Druck,“ sagte Anna, eine der Teamleiterinnen. „Wir suchen jemanden, der an einem unserer wichtigsten Projekte mitarbeitet – einer Plattform, die den Austausch von wissenschaftlichen Daten erleichtert. Wären Sie interessiert?“

Erik nickte begeistert. „Das klingt perfekt. Ich habe immer davon geträumt, an etwas zu arbeiten, das wirklich einen Unterschied macht.“


In den folgenden Wochen fanden Sonja und Erik sich in neuen Rollen wieder. Sonja verbrachte ihre Nachmittage in Dr. Bennetts Labor, wo sie Prototypen testete und Ideen für intuitive Benutzeroberflächen entwickelte. Ihre Taubheit, die sie manchmal als Hindernis empfand, wurde zu einer Stärke: Sie hatte ein besonderes Gespür für visuelle Kommunikation und Details, die anderen entgingen.

Erik hingegen arbeitete eng mit den Ingenieuren und Entwicklern des Start-ups zusammen. Er lernte schnell, wie es war, in einem professionellen Umfeld zu arbeiten, und stellte fest, dass er nicht nur technisch, sondern auch in der Teamarbeit wuchs. Die Anerkennung seiner Kollegen gab ihm neues Selbstbewusstsein.


Eines Abends, als sie sich in ihrem Apartment trafen, erzählten sie sich von ihren Fortschritten.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Teil eines echten Forschungsprojekts sein würde,“ sagte Sonja und lächelte. „Dr. Bennett vertraut mir Aufgaben an, die ich mir vor ein paar Monaten nicht zugetraut hätte.“

„Und ich hätte nie gedacht, dass ich in einem Start-up arbeiten würde,“ erwiderte Erik. „Es ist intensiv, aber ich lerne so viel – nicht nur über Technik, sondern auch über mich selbst.“

Die beiden stießen mit einer Tasse Tee an. Sie wussten, dass dies erst der Anfang war, aber es war ein Anfang, der ihnen zeigte, dass sie in der neuen Welt nicht nur überleben, sondern auch wachsen konnten.