Kapitel 3: Der Start ins Studium

Die erste Woche des Studiums war ein regelrechter Wirbelsturm. Von Einführungsveranstaltungen über Campusführungen bis hin zu den ersten Vorlesungen schien alles wie im Zeitraffer an Sonja und Erik vorbeizuziehen. Doch schon am ersten Tag in den Hörsälen merkten sie, dass die nächsten Monate eine echte Herausforderung werden würden.

Erik hatte sich auf eine Vorlesung zur fortgeschrittenen Informatik gefreut. Er setzte sich mit seiner gewohnten Selbstsicherheit in die Mitte des Hörsaals und begann mitzuschreiben. Doch nach wenigen Minuten bemerkte er, dass die Geschwindigkeit und Tiefe der Inhalte weit über das hinausgingen, was er erwartet hatte. Der Professor erklärte Algorithmen, von denen Erik noch nie gehört hatte, und verwendete eine mathematische Notation, die ihm fast kryptisch vorkam.

„Das kann doch nicht deren Ernst sein“, murmelte Erik vor sich hin, während er versuchte, den Anschluss nicht zu verlieren. Doch die anderen Studierenden schienen keine Probleme zu haben. Viele nickten zustimmend, stellten Fragen oder diskutierten angeregt. Erik kam sich plötzlich klein vor.

Sonja erging es kaum besser. In einer Gruppenübung zur Softwareentwicklung stellte sie schnell fest, dass die anderen Gruppenmitglieder weit über ihrem Niveau zu sein schienen. Besonders frustrierend war, dass die Kommunikation in Englisch sie verlangsamte. Ihr Lippenlesen funktionierte nur begrenzt, und die Fachbegriffe machten es nicht einfacher.

„Könntest du das bitte wiederholen?“ fragte sie vorsichtig einen Kommilitonen, der eine Idee zu einem Algorithmus erklärt hatte.

Der junge Mann wirkte ungeduldig, wiederholte sich aber dennoch. Sonja nickte, obwohl sie noch immer Schwierigkeiten hatte, zu folgen. Sie machte sich Notizen, um später alles nachzuschlagen, doch innerlich fühlte sie sich zermürbt.


Am Abend trafen sich Erik und Sonja in ihrem Wohnheimzimmer. Erik hatte sich aufs Bett fallen lassen, während Sonja stumm auf ihren Laptop starrte.

„Das war… heftig“, begann Erik schließlich.

Sonja drehte sich zu ihm um und hob eine Augenbraue. „Heftig? Das ist untertrieben. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich in eine falsche Welt geraten.“

Erik nickte und stützte den Kopf in die Hände. „Ich war immer einer der Besten. Und jetzt? Jetzt komme ich mir vor wie ein blutiger Anfänger. Die anderen sind so viel weiter, Sonja. Wie sollen wir da mithalten?“

Sonja schloss den Laptop und setzte sich zu ihm. „Wir haben nie einfache Wege gewählt, Erik. Mystery war auch nie einfach. Erinnerst du dich, wie wir am Anfang nicht einmal wussten, wie wir die IT-Systeme überhaupt verstehen sollten? Und trotzdem haben wir es geschafft.“

„Das hier ist anders“, murmelte Erik.

„Vielleicht“, gab Sonja zu. „Aber ich denke, wir müssen einfach unsere Strategie ändern. Wir können nicht erwarten, dass wir alles sofort perfekt machen. Lass uns stattdessen lernen, Schritt für Schritt. Vielleicht können wir uns mit den anderen zusammentun, ihre Stärken nutzen und gleichzeitig von ihnen lernen.“

Erik sah sie an, und in seinen Augen flackerte ein Hauch von Hoffnung. „Das klingt vernünftig. Aber ich hasse es, nicht der Beste zu sein.“

Sonja lachte leise. „Das weiß ich. Aber vielleicht ist es auch mal gut, nicht alles allein zu tragen. Wir sind hier, um zu wachsen, nicht um perfekt zu sein.“

Erik nickte langsam. „Okay. Schritt für Schritt.“

„Genau“, erwiderte Sonja und lächelte leicht. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass der Weg vor ihnen noch viele Herausforderungen bereithielt.