Kapitel 7: Teamwork in der Krise

Die Sonne war gerade aufgegangen, als Sonja und Erik sich auf den Weg zu ihrem ersten großen Gruppenprojekt machten. Es war ein interdisziplinäres Projekt, bei dem Informatik und Ingenieurwissenschaften zusammengeführt wurden, um eine nachhaltige Energiequelle für den Campus zu entwerfen. Die Herausforderung war groß, und das Team bestand aus sechs Studierenden mit unterschiedlichem Hintergrund.

Von Anfang an lief nicht alles glatt. Bei der ersten Besprechung spürte Sonja, dass sie nicht wirklich in die Diskussionen einbezogen wurde. Die Teammitglieder redeten durcheinander, und niemand schien darauf zu achten, ob sie den Gesprächen folgen konnte. Sie beobachtete ihre Lippen, versuchte sich einzubringen, doch die Geschwindigkeit und das Fachvokabular waren überwältigend. Schließlich lehnte sie sich zurück und schrieb eifrig Notizen, entschlossen, ihren Beitrag später zu leisten.

Erik hingegen kämpfte mit einem anderen Problem. Während er die technischen Details verstand, fiel es ihm schwer, seine Ideen klar zu präsentieren. Jedes Mal, wenn er das Wort ergriff, wurde er entweder unterbrochen oder seine Vorschläge wurden übergangen. Frustriert zog er sich in die Rolle des stillen Beobachters zurück.


Nach der Besprechung saßen Sonja und Erik in der Mensa und teilten ihre Frustrationen. „Sie behandeln mich, als wäre ich unsichtbar,“ sagte Sonja. „Es ist, als würden sie denken, ich hätte nichts beizutragen.“

Erik nickte. „Mir geht’s genauso. Jedes Mal, wenn ich etwas sage, wirkt es, als hätten sie schon bessere Ideen.“

Sonja dachte einen Moment nach. „Wir müssen sie davon überzeugen, dass wir etwas zu bieten haben. Aber wie?“

Erik zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, indem wir es ihnen zeigen. Nicht reden, sondern machen.“


Die nächsten Tage verbrachten sie damit, ihre Aufgaben genau zu analysieren. Sonja konzentrierte sich darauf, die technischen Anforderungen des Projekts zu verstehen, und erstellte ein detailliertes Konzept für die Energiequelle. Erik setzte sich mit den mathematischen Modellen auseinander und entwickelte eine Simulation, die die Effizienz des Designs bewies. Gemeinsam arbeiteten sie bis spät in die Nacht, korrigierten Fehler und feierten kleine Erfolge.

In der nächsten Teampräsentation stellten Sonja und Erik ihre Arbeit vor. Sonja hatte ihre Notizen in klare, visuelle Diagramme übersetzt, die die anderen sofort verstanden. Obwohl sie nervös war, sprach sie ruhig und präzise. Die Aufmerksamkeit ihrer Teamkollegen war endlich auf sie gerichtet.

Erik nutzte die Simulation, um zu zeigen, wie ihr Konzept in der Praxis funktionieren würde. Als er die Ergebnisse präsentierte, konnte er das erste Mal sehen, wie seine Ideen ernst genommen wurden. Einer der Teammitglieder, Ashley, nickte beeindruckt. „Das ist brillant. Warum hast du das nicht früher gesagt?“

Erik lächelte verlegen. „Ich habe es versucht.“


Nach der Präsentation änderte sich die Dynamik im Team. Sonja wurde häufiger um ihre Meinung gefragt, und ihre Vorschläge wurden ernsthaft diskutiert. Erik fiel es leichter, sich in Gespräche einzubringen, und er merkte, dass seine Selbstsicherheit wuchs. Gemeinsam arbeiteten sie weiter daran, das Projekt zu verbessern, und ihr Team rückte immer enger zusammen.

Am Ende des Projekts lobte der Professor die Arbeit des gesamten Teams. Besonders hervor hob er Sonjas klare Struktur und Eriks innovative Modelle.

Später, beim Feiern in einem nahegelegenen Café, hob Ashley ihr Glas. „Auf Sonja und Erik. Ihr habt uns gezeigt, was es bedeutet, nicht aufzugeben.“

Sonja und Erik stießen an und lächelten. Sie hatten nicht nur ihre Fähigkeiten bewiesen, sondern auch gelernt, dass Teamwork oft aus Beharrlichkeit, Kommunikation und gegenseitigem Respekt entsteht.