Kapitel 8: Heimweh und Hoffnung
Der Dezember in Boston war kühl und klar. Die Straßen der Stadt glitzerten im Licht von unzähligen Weihnachtsdekorationen, und die Stimmung auf dem Campus war festlich. Doch trotz der Farben und der Lebhaftigkeit schlich sich bei Sonja und Erik ein schweres Gefühl ein: Heimweh.
Am Abend saßen sie in ihrem Apartment und schauten aus dem Fenster auf die schneebedeckten Bäume des Campus.
„Weihnachten in Deutschland ist einfach anders,“ sagte Sonja leise. „Ich vermisse den Duft von frisch gebackenen Plätzchen und die kleinen Weihnachtsmärkte.“
Erik nickte. „Und die Traditionen. Bei uns zuhause machen wir jedes Jahr an Heiligabend einen langen Spaziergang, bevor wir die Geschenke öffnen. Hier fühlt sich alles so… fremd an.“
Die beiden saßen eine Weile schweigend da, eingehüllt in ihre Erinnerungen. Doch dann entschied Sonja, dass sie etwas tun mussten, um sich besser zu fühlen.
„Lass uns die anderen anrufen,“ sagte sie plötzlich. „Vielleicht hilft es, mit ihnen zu reden.“
Erik stimmte zu, und kurze Zeit später öffneten sie ihren Laptop, um einen Videoanruf mit ihren alten Freunden aus Mystery zu starten. Nach wenigen Sekunden erschienen bekannte Gesichter auf dem Bildschirm: Lizzy, Patrick, Rebecca und Laura, die zusammen bei Lizzy im Wohnzimmer saßen.
„Hey, da seid ihr ja!“ rief Lizzy fröhlich. „Wie geht’s euch da drüben?“
Sonja und Erik konnten nicht anders, als zu lächeln. Der Anblick ihrer Freunde brachte sofort ein wenig Licht in ihre Stimmung.
„Es ist… anders,“ begann Erik. „Wir vermissen euch und… na ja, alles eigentlich.“
„Das ist normal,“ sagte Rebecca mit einem mitfühlenden Lächeln. „Aber denkt daran, warum ihr das tut. Ihr habt euch diesen Weg ausgesucht, weil ihr wachsen wollt. Und schaut euch an – ihr seid schon so weit gekommen.“
Laura nickte begeistert. „Und wir haben ein paar Ideen, wie ihr ein bisschen deutsche Weihnacht dort drüben haben könnt,“ sagte Laura. „Wir schicken euch ein Paket!“
Sonja und Erik lachten. „Ihr seid die Besten,“ sagte Sonja. „Aber was wäre, wenn wir stattdessen einen virtuellen Weihnachtsabend machen? Wir kochen etwas Traditionelles, und ihr seid dabei.“
Die Gruppe stimmte begeistert zu, und sie begannen sofort, Pläne zu schmieden. Gemeinsam legten sie ein Datum und ein Rezept fest: Kartoffelsalat und Wiener Würstchen – einfach, aber genau das, was sie brauchten.
Am Abend des virtuellen Weihnachtsessens war das Apartment von Sonja und Erik mit Kerzen beleuchtet, und der Duft von frisch gekochtem Kartoffelsalat erfüllte die Luft. Sie stellten ihren Laptop auf den Tisch und wählten sich in den Anruf ein. Auf der anderen Seite des Bildschirms saßen ihre Freunde, ebenfalls mit einem Teller Kartoffelsalat vor sich.
Sie lachten, erzählten Geschichten und tauschten Erinnerungen aus. Für ein paar Stunden war die Distanz zwischen ihnen verschwunden, und sie fühlten sich wieder wie ein Teil von Mystery.
Als der Abend zu Ende ging, hatten Sonja und Erik neue Kraft geschöpft. Das Heimweh war nicht verschwunden, aber es hatte seinen Schrecken verloren. Sie wussten, dass sie nicht allein waren – ihre Freunde standen hinter ihnen, egal wie weit entfernt sie waren.
„Frohe Weihnachten,“ sagte Lizzy, bevor der Anruf endete.
„Frohe Weihnachten,“ wiederholten Sonja und Erik, ihre Stimmen voller Dankbarkeit und Hoffnung.