Kapitel 8: Die Schatten von Aurora
Die Nacht war ungewöhnlich still in Aurora, als das erste Problem gemeldet wurde. Selina saß im Kontrollraum und überprüfte die Systeme, als die Monitore plötzlich flackerten. Die Hauptkamera, die den Zugang zur U-Bahn überwachte, fiel aus, gefolgt von einer Reihe von Fehlermeldungen. Ein dumpfes Brummen drang durch die Wände – ein Geräusch, das Selina sofort alarmierte.
„Harald!“ rief sie in das Kommunikationssystem. „Wir haben ein Problem. Komm sofort in den Kontrollraum.“
Wenige Minuten später stürmte Harald herein, gefolgt von Kevin und Isabella. „Was ist passiert?“ fragte er, während er sich zu Selina hinüberbeugte, um die Monitore zu sehen.
„Jemand hat das Überwachungssystem sabotiert,“ erklärte Selina mit fester Stimme. „Und das ist nicht alles. Es gibt Berichte über blockierte U-Bahn-Tunnel und Ausfälle im Energieversorgungsnetz.“
Harald zog die Stirn in Falten. „Das ist kein Zufall. Das ist koordinierte Sabotage. Jemand versucht, das System zu destabilisieren.“
„Wer würde das tun?“ fragte Kevin, seine Stimme scharf vor Frustration. „Wir sind fast alleine hier. Es muss jemand von außen sein.“
„Oder jemand, der das System sehr gut kennt,“ murmelte Isabella. Ihre Augen wanderten über die blinkenden Fehlermeldungen.
Selina atmete tief durch und richtete sich auf. „Wir müssen sofort handeln. Harald, du bist unser Stratege. Koordiniere die nächsten Schritte. Kevin, geh zu den Tunneln und überprüfe, ob du jemanden findest, der dort nichts zu suchen hat. Isabella, du bleibst bei mir und hilfst, die Energieversorgung zu stabilisieren.“
Harald nickte und zog einen Stuhl heran. „Okay. Zuerst müssen wir Prioritäten setzen. Das Hauptproblem ist die Energieversorgung – ohne sie funktioniert nichts. Selina, Isabella, konzentriert euch darauf. Kevin, nimm ein Kommunikationsgerät mit und melde dich, sobald du etwas siehst.“
Kevin grummelte etwas Unverständliches, nahm jedoch die Ausrüstung und verschwand in den Tunneln. Selina und Isabella beugten sich über die Konsolen, aber sie wussten, dass sie ohne Unterstützung nicht weit kommen würden. Selina griff nach dem Kommunikationsmodul der Nova-Zentrale, einer leistungsstarken künstlichen Intelligenz, die für Notfallszenarien programmiert war.
„Das sieht aus wie ein gezielter Angriff auf das Hauptnetzwerk,“ sagte Isabella und deutete auf eine Reihe von Protokollen. „Aber wir kommen alleine nicht weiter.“
Selina nickte und aktivierte das Kommunikationsmodul. „Nova, wir brauchen deine Hilfe. Analysiere die Netzwerkprioritäten und identifiziere die Angriffsmuster.“
Die künstliche Stimme der KI antwortete sofort. „Analyse gestartet. Bitte warten.“ In weniger als einer Minute meldete Nova: „Ein Fremdzugriff hat mehrere Backups überschrieben. Die Manipulation wurde über eine externe Schnittstelle eingeleitet. Empfehle sofortige Isolation des betroffenen Subnetzwerks.“
„Dann machen wir das,“ sagte Selina entschlossen. „Isabella, hilf mir, die Anweisungen umzusetzen.“ „Wenn wir den Angriff isolieren können, haben wir eine Chance, die Kontrolle zurückzugewinnen.“
Inzwischen bewegte sich Kevin durch die dunklen, stillen Tunnel. Das Licht seiner Taschenlampe flackerte leicht, als er sich vorsichtig vorwärtsbewegte. Ein Geräusch ließ ihn innehalten – ein leises Kratzen, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Kevin zog eine kleine Metallstange aus seinem Gürtel und näherte sich langsam der Quelle des Geräuschs.
„Wer ist da?“ rief er, doch die Antwort war nur Stille. Als er um die Ecke bog, sah er eine Gruppe von Geräten, die offensichtlich manipuliert worden waren. Kabel hingen lose herunter, und ein kleiner, improvisierter Sprengsatz blinkte gefährlich rot.
„Selina,“ rief Kevin über das Kommunikationsgerät. „Ich habe etwas gefunden. Jemand hat hier eine Art Sprengsatz installiert. Es sieht nicht professionell aus, aber wir haben ein echtes Problem.“
„Bleib dort,“ antwortete Selina. „Wir kommen zu dir.“
Harald hörte den Austausch mit und stand auf. „Ich komme mit. Ihr beide,“ sagte er zu Selina und Isabella, „schließt das Netzwerk ab und sichert die Energieversorgung. Ohne Strom können wir hier nichts reparieren.“
Selina nickte, ihre Augen fest auf die Monitore gerichtet. „Pass auf dich auf, Harald.“
Die Arbeit an der Energieversorgung gestaltete sich schwieriger als gedacht. Immer wieder fielen neue Systeme aus, und Isabella entdeckte, dass jemand mehrere Backups gelöscht hatte. „Das ist kein Amateur,“ sagte sie mit Besorgnis. „Die Person wusste genau, welche Stellen sie angreifen musste.“
„Dann müssen wir noch schneller reagieren,“ entgegnete Selina. „Ich werde den Notstromgenerator hochfahren. Halte die Hauptleitungen stabil.“
Währenddessen erreichten Harald und Kevin die Stelle, an der der Sprengsatz installiert war. Harald untersuchte die Kabel und zog ein Multitool aus seiner Tasche. „Das hier ist präzise gemacht. Nicht professionell, aber jemand hatte Zeit und wusste, was er tut.“
„Kannst du es entschärfen?“ fragte Kevin unruhig.
„Ich kann es versuchen,“ antwortete Harald. „Aber wir haben vielleicht nicht viel Zeit.“
Die Minuten zogen sich, während Harald konzentriert arbeitete. Kevin hielt Wache, doch das dumpfe Gefühl der Bedrohung ließ ihn nicht los. Schließlich hörte das rote Blinken auf, und Harald lehnte sich erleichtert zurück. „Geschafft. Zumindest für jetzt.“
Zurück im Kontrollraum gelang es Selina und Isabella, die Energieversorgung zu stabilisieren. Selina atmete tief durch und sprach ins Kommunikationsgerät. „Wie sieht es bei euch aus?“
„Der Sprengsatz ist entschärft,“ antwortete Harald. „Aber wir müssen herausfinden, wer das war.“
Zurück im Kontrollraum war die Spannung spürbar. Selina verschränkte die Arme und sah die anderen an. „Das war kein Zufall. Jemand will uns testen. Sie wollen sehen, wie wir reagieren.“
„Und sie haben gesehen, dass wir nicht aufgeben,“ fügte Harald hinzu. „Wir haben das unter Kontrolle gebracht, aber wir müssen herausfinden, wer dahintersteckt.“
Die Gruppe stimmte zu, doch sie wussten, dass dies nur der Anfang war. Die Sabotage hatte nicht nur die Infrastruktur von Aurora bedroht, sondern auch ihre Fähigkeit, als Team zu funktionieren. Doch in diesem Moment wurde eines klar: Zusammen konnten sie jede Herausforderung meistern.
Im Hintergrund blinkte eine einzelne Kamera wieder auf, und für einen kurzen Moment schien es, als würde ein Schatten durch das Bild huschen. Wer auch immer dahintersteckte – er war noch da.